Bischof Bertram Meier bekennt:

„Sternsinger sind echte Prediger“

Es hätte ein freudiger Moment sein sollen, doch mit dem Tod Benedikts XVI. war die Stimmung beim Neujahrsgottesdienst im Vatikan ein bisschen trauriger als sonst. Für die 21 Sternsinger, die diesmal unter anderem aus dem Bistum Augsburg kamen, bot der Besuch in Rom auch die Möglichkeit, eine junge und lebendige Kirche zu bezeugen.

Emanuel und Tia aus der Kemptener Pfarrei St. Lorenz sowie Manuel aus Südtirol hatten am ersten Tag des neuen Jahres eine besondere Aufgabe: Als Sternsinger brachten die 13-Jährigen bei der Gabenprozession das Brot zum Altar im Pe­tersdom. „Ich bin mächtig stolz auf die Augsburger Mädels und Jungs, diesmal repräsentiert durch Kempten, wo wir ja Ende des Jahres die nächste Aktion Dreikönigssingen eröffnen werden“, sagte der Augsburger Bischof Bertram Meier, der beim Gottesdienst mit Papst Franziskus konzelebrierte. Sie zeigten mit ihrer Präsenz, dass die „Kirche jung“ ist, dass „die Kirche lebt“, fügte Meier an.

In die letzten Winkel

Als Kind sei er selbst Sternsinger gewesen, und der Aktion fühle er sich als Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz sehr eng verbunden. „Für mich sind die Sternsinger mindestens so wichtig wie die Pfarrer. Denn mit dem, was wir in der Weihnachtszeit predigen, erreichen wir nur ein begrenztes Publikum. Die Sternsinger sind diejenigen, die die Weihnachtsbotschaft in die letzten Winkel der Pfarreien bringen. Sie kommen dorthin, wo die Kirche gar keinen Zugang hat. Deshalb sind die Sternsinger für mich Evangelisten, echte Prediger“, sagte Bischof Bertram.

Bereits zum 18. Mal seit 2001 erlebten Sternsinger einen Neujahrsgottesdienst im Vatikan. „Ich habe mich sehr gefreut. Diese Gelegenheit hat man wahrscheinlich nur einmal im Leben. Mein Herz hat gehupft“, erzählte Tia auf dem Peters­platz strahlend. Und Emanuel sagte bewegt: „Es war ein wunderbares Gefühl, vor dem Papst zu stehen.“

Die beiden gehören zu den 21 Sternsingern aus Deutschland, der Schweiz, der Slowakei, Ungarn und Italien, die den Jahreswechsel in Rom verbracht hatten und am 1. Januar den Neujahrsgottesdienst mit dem Heiligen Vater feiern durften. Gemeinsam hatte man unter anderem die Päpstliche Schweizergarde besucht und mit den Gardisten einen Gottesdienst gefeiert.

Am Silvestertag erfuhren die Sternsinger bei einer Besichtigung der Kuppel des Petersdoms vom Tod des emeritierten Papstes Benedikt XVI. Noch vor Ort beteten die Kinder und Jugendlichen für den Verstorbenen. Bischof Bertram Meier berichtete: „Was ich feststelle, ist, dass gegenüber Papst Benedikt ein großes Gefühl der Wertschätzung und Dankbarkeit da ist.“ 

Gerade die Bedeutung einer jungen und lebendigen Kirche sei ein Anliegen Benedikts gewesen, erklärte Meier. „Die Sternsinger-Aktion ist ein Zeichen dafür, dass die Kirche lebt, dass die jungen Leute nicht irgendwo vor Computern sitzen, sondern dass sie sich verkleiden, dass sie die Weihnachtsbotschaft verkünden, dass sie den Segen spenden und dass sie vor allem für Altersgenossen Geld einsammeln“, sagte der Augsburger Bischof.

Verbindung zur Ukraine

Papst Franziskus hatten die Sternsinger bereits vor dem Gottesdienst ein blau-gelbes Freundschaftsbändchen aus der Ukraine überreicht. Kinder in einem dortigen Hilfsprojekt hatten das Armband geflochten und den Sternsingern als Dankeschön für deren Unterstützung geschickt. Das Bändchen verbindet nun die Mädchen und Jungen in der Ukraine, in Deutschland und den Papst in der Hoffnung auf Frieden.

Für die Sternsinger aus dem Bistum Augsburg wurde der Neujahrstag zum Auftakt für ein ereignisreiches Jahr. „Es war heute für unsere Sternsinger eine Art Aperitif für das große Sternsinger-Menü am Ende des Jahres“, sagte Bischof Bertram. Am 29. Dezember 2023 ist das Bistum Gastgeber der bundesweiten Eröffnung der 66. Aktion Dreikönigssingen. Zahlreiche Mädchen und Jungen werden dann in Kempten erwartet. Traditionell wählt das gastgebende Bistum die Delegation für die Romfahrt im davorliegenden Aktionsjahr aus.

Mario Galgano/Kindermissionswerk